Seit 2014 sind Anbieter wie EulerHermes und Atradius mit Policen auf dem Markt, die in der Regel zusätzlich zu einer Warenkreditversicherung, zum Teil aber auch als eigenständige Versicherung abgeschlossen werden können. „Die Nachfrage ist sehr groß“, sagt Münch und führt dies auf die wachsenden Begehrlichkeiten der Insolvenzverwalter zurück. Der Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) hat kürzlich 3068 Insolvenzverfahren ausgewertet, die 2012 und 2013 abgeschlossen wurden. In zwölf Prozent der Verfahren, so das Ergebnis, wurde eine Insolvenzanfechtung erfolgreich durchgesetzt. Aufgrund eines Urteils des Bundesgerichtshof Ende 2012, demgemäß die Anwendung eine deutliche Ausweitung erfuhr, indem bereits eine Ratenzahlung oder die Stundung einer Forderung bereits als Hinweis auf eine drohende Insolvenz gewertet werden darf, stieg die Anzahl der Anfechtungen weiter an. Zumal die Forderung auch noch verzinst wird, weshalb für Insolvenzverwalter sogar noch ein Anreiz zur Ausschöpfung der langen Anfechtungsfrist besteht.
Nach Ansicht von Fachleuten wird die Insolvenzanfechtung inzwischen gezielt zu Lasten von Lieferanten und Geschäftspartnern eingesetzt, die nichts Unlauteres getan haben. „Ratenzahlung und Tilgung sind in der Wirtschaft verkehrsübliche Praktiken“, sagt Jörg Pohlücke, Referent Haftpflicht- und Kreditversicherung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Es sei praxisfremd, allein dies schon als Indiz für eine Zahlungsunfähigkeit zu werten. Nicht zuletzt können sich Anfechtungsversicherungen auch deshalb empfehlen, weil sie in Fällen zum Tragen kommen, die über eine klassische Kreditversicherung nicht geschützt sind. Die deckt zwar alle unbezahlten Forderungen, nicht jedoch längst geleistete Zahlungen, die das Kreditlimit übersteigen. Immerhin soll nach einem aktuellen derzeit noch im Gesetzgebungsverfahren befindlichen Reformentwurf die Anfechtungsfrist von zehn auf vier Jahre verkürzt werden. Der GDV geht allerdings davon aus, dass das Problem durch die Reform zwar entschärft, nicht aber beseitigt wird, da die meisten Insolvenzanfechtungen ohnehin im Zeitraum nach zwei bis vier Jahren erfolgen.