Damit ist allein im vergangenen Jahr die Anzahl derer, die ihre Verbindlichkeiten nicht mehr zahlen können, um 90.000 auf 6,7 Millionen Verbraucher gestiegen. Tendenz steigend. Laut Creditreform sei vor allem ein Anstieg der schweren Fälle zu verzeichnen. "Damit ist die Rotfärbung der Überschuldungsampel in Deutschland noch dunkler geworden", stellt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Düsseldorf angesichts ihrer Ergebnisse fest.
Zwar ging die durchschnittliche Verschuldung um 400 Euro auf 32.600 Euro leicht zurück, insgesamt habe sich aber das Schuldenvolumen aus Konsumentenkrediten um eine Milliarde Euro auf 218 Milliarden Euro deutlich erhöht. Somit stieg die Schuldnerquote in Deutschland von 9,81 Prozent auf 9,90 Prozent weiter an. Im Klartext heißt das: Fast jeder Zehnte in Deutschland ist überschuldet und hat mit „nachhaltigen Zahlungsstörungen“ zu kämpfen, so die Creditreform.
Das "Sorgenkind" der Studie sei nach wie vor das Ruhrgebiet. Eine Gemengelage aus hoher Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut und eines hohen Anteils an sozialen Transferleistungen sorge dort für einen besonders hohen Anteil von Schuldnern. In Nordrhein-Westfalen verzeichneten die Experten den stärksten Anstieg von 26.000 Fällen und somit 0,14 Prozentpunkten. Damit liegt es mit seiner aktuellen Schuldnerquote im Durchschnitt bei 11,46 Prozent. Absolute Schuldenhochburg in Nordrhein-Westfalen sei dabei Wuppertal mit einer Quote von 17,9 Prozent der Menschen über 18 Jahren. Gelsenkirchen folgt mit 16,8 Prozent und Herne mit 16,6 Prozent. Auch bundesweit steht NRW unter den Großstädten mit mehr als 400.000 Einwohnern mit Duisburg (15,9 Prozent), Dortmund (14,3 Prozent) und Essen (13,2 Prozent) im oberen Bereich. Bundesweit führt Bremerhaven mit einer Quote von 20,41 Prozent sowie Pirmasens (18,34 Prozent) und Offenbach am Main (18,04 Prozent) die Liste an. Neben dem Ruhrgebiet schnitten nur Bremen, Berlin und Sachsen-Anhalt insgesamt noch schlechter ab.
Damit erreicht die Schuldnerquote in Deutschland den höchsten Stand seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2007 und 2008, so Creditreform. Vor allem die Zahl der besonders schweren Fälle stieg dramatisch an. Hoffnung ist keine in Sicht: aufgrund der eingetrübten Konjunkturlage und der derzeitigen weiteren globalen Risiken sei keine Entspannung der Überschuldungslage der deutschen Verbraucher zu erwarten. Damit einher gehen, laut den Experten eine "Erosion der Sparkultur" und ein zunehmender Bedeutungsverlust der Altersvorsorge - wer nichts mehr hat, könne schließlich auch nichts für das Alter weglegen. Ein deutlich ansteigendes Überschuldungsrisiko vieler Verbraucher sei die Folge, warnt Creditreform. Viele Verbraucher hätten die Kredite vor allem dazu genutzt, private Anschaffungen zu tätigen. Mit fast 1,6 Billionen Euro hätten die deutschen Verbraucher im vergangenen Jahr so viel konsumiert wie nie, so das Studienergebnis. Dies mache den kreditfinanzierten privaten Konsum zu einer wichtigen Stütze der Binnenkonjunktur. "Viele haben sich zu viel zugemutet", fasst Creditreform-Sprecher Michael Bretz zusammen. Inzwischen seien rund eine Million Menschen von dem Phänomen der im familiären Umfeld verankerten Verschuldung betroffen. "Offensichtlich bleiben immer mehr Menschen auch generationsübergreifend im Griff der Überschuldung oder lernen nie, sich daraus zu befreien", so Bretz. Hier müsse man ansetzen, etwa durch den Einsatz von ehrenamtlichen Familienpaten, der den Kindern in überschuldeten Haushalten hilft, nicht wie die Eltern neuerlich beim Aufbau ihres eigenen Haushalts in die Schuldenfalle zu tappen.
Die drei niedrigsten Schuldnerquoten fanden sich allesamt in Bayern: in Eichstätt (3,67 Prozent), Erlangen-Höchstadt (4,76 Prozent) sowie in Schweinfurt (4,92 Prozent) war diese am geringsten.