Über 60 bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur haben nun einen Appell mit dem Titel „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“ unterzeichnet. Unter den Unterzeichnern sind Politiker wie der ehemalige Regierende Bürgermeister Berlins, Eberhard Diepgen, der ehemalige Bürgermeister Hamburgs, Klaus von Dohnanyi und der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog, der geschäftsführende Gesellschafter des WDS-Instituts für Kulturen Wolf Stelzner, der Verleger Gerhard Wolf sowie Kulturschaffende wie der Schauspieler Mario Adorf, der Kabarettist Georg Schramm und die Schriftstellerin Irina Liebmann. Auch der ehemalige Raumfahrer Sigmund Jähn hat den Appell unterzeichnet.
In dem Appell wird scharfe Kritik gegenüber der aktuellen Eskalationspolitik geäußert. So heißt es darin unter anderem: „Niemand will Krieg. Aber Nordamerika, die Europäische Union und Russland treiben unausweichlich auf ihn zu, wenn sie der unheilvollen Spirale aus Drohung und Gegendrohung nicht endlich Einhalt gebieten.“
An die Bundesregierung gerichtet formulieren die Unterzeichner: „Die deutsche Regierung geht keinen Sonderweg, wenn sie in dieser verfahrenen Situation auch weiterhin zur Besonnenheit und zum Dialog mit Russland aufruft. Das Sicherheitsbedürfnis der Russen ist so legitim und ausgeprägt wie das der Deutschen, der Polen, der Balten und der Ukrainer. Wir dürfen Russland nicht aus Europa hinausdrängen. Das wäre unhistorisch, unvernünftig und gefährlich für den Frieden.“
Auch an den Bundestag selbst wird ein Appell gerichtet: „Wer nur Feindbilder aufbaut und mit einseitigen Schuldzuweisungen hantiert, verschärft die Spannungen in einer Zeit, in der die Signale auf Entspannung stehen müssten.“ Richtigerweise werden auch die Medien, die bisher keine gute Figur gemacht haben, zu einer Umkehr aufgefordert: „Wir appellieren an die Medien, ihrer Pflicht zur vorurteilsfreien Berichterstattung überzeugender nachzukommen als bisher. Leitartikler und Kommentatoren dämonisieren ganze Völker, ohne deren Geschichte ausreichend zu würdigen. Jeder außenpolitisch versierte Journalist wird die Furcht der Russen verstehen, seit NATO-Mitglieder 2008 Georgien und die Ukraine einluden, Mitglieder im Bündnis zu werden.“
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Appell nicht ungehört verhallt, sondern praktische Auswirkungen auf das weitere Handeln der Politik haben wird.