"Die Stadt ist proppevoll", erklärt Rudolf Stummvoll, der Leiter des Münchner Amtes für Wohnen und Migration. "Wir brauchen die Region. Wenn die Konferenz im März zu keinen konkreten Schritten führt, die den regionalen Wohnungsmarkt entlasten, dann weiß ich nicht, wie es weiter gehen soll." Die Mieten seien in der Vergangenheit drastisch angestiegen und eine Besserung der Lage sei nicht in Sicht, denn noch immer wachse München pro Tag um etwa achtzig Menschen, was laut Statistik täglich eine Entstehung von vierzig Wohnungen notwendig macht. Derzeit liegen die Preise für eine Neubauwohnung bei 18,65 Euro pro Quadratmeter. Rund 746 Euro kostet somit eine vierzig Quadratmeter große Wohnung in der Landeshauptstadt im Durchschnitt - viel zu teuer für viele Münchner. Entsprechend stark steigt die Zahl der Wohnungslosen Münchens. Waren vor fünf Jahren noch weniger als 2.700 Menschen obdachlos, belaufen sich die Zahlen mittlerweile auf 4.400 Menschen, die durch die Stadt oder von einem der Sozialverbände in Notquartieren oder Clearinghäusern untergebracht werden müssen. Hinzu kämen rund ein- bis zweitausend weitere Wohnungslose, "die sich irgendwo herumtreiben", so Stummvoll.
Das Sozialreferat, was derzeit rund 95 Prozent der Wohnungslosen betreut, will dem Stadtrat in den nächsten Wochen einen Maßnahmenkatalog vorlegen, um die akute Wohnungsnot zu lindern. So will Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) sich für die Schaffung von 2.500 weiteren Plätzen für Flüchtlinge und Wohnungslose einsetzen und künftig die Betreuung der Obdachlosen stärker von Verbänden abdecken lassen. Wie Stummvoll ergänzte, könnte durch die Hilfe von Verbänden, die etwa die Hälfte aller Fälle von Wohnungslosigkeit übernehmen sollen, das Sozialreferat merklich entlastet und die Hilfe für die Betroffenen so deutlich verbessert werden. Ziel müsse es sein, dass die Menschen, die ohne Wohnung sind, möglichst zügig wieder in einer Wohnung leben könnten. Das größte Problem sei dabei jedoch, der fehlende bezahlbare Wohnraum. Einerseits fehlen generell die Räumlichkeiten, während zugleich die Zahl derer, die sich für eine sozial geförderte Wohnung anmelden, beständig ansteigt, andererseits seien die Immobilienbesitzer auch immer seltener bereit, ihre Wohnungen und Häuser für Obdachlose zur Verfügung zu stellen. Von 24.000 Antragstellern konnten im vergangenen Jahr nur 4.600 Menschen in Sozialwohnungen untergebracht werden. Vor allem die besonders dringlichen Fälle stiegen dabei drastisch an. Derzeit werden dringend rund 9.000 Wohnungen gesucht, davon fast ein Drittel für Familien. Unter den bedürftigen Familien stieg vor allem die Gruppe der Migranten, insbesondere aus Rumänien oder Bulgarien, an. Zuletzt machte das Zweifamilienhaus in Kirchtrudering Schlagzeilen, in dem rund siebzig Bulgaren hausten, bis die Stadt das Gebäude wegen Gefahr für Leib und Leben sperren ließ. Der Großteil der Bewohner des als "Elendshaus" bekannt gewordenen Gebäudes sei abgetaucht. Lediglich eine Familie sei vom Evangelischen Hilfswerk untergebracht worden. "Die Kinder liegen uns besonders am Herzen", erklärte Andrea Betz, Bereichsleiterin beim Evangelischen Hilfswerk. "Sie sollen nicht die Obdachlosen von morgen werden."
Für alleinstehende Obdachlose zeichnet Stummvoll ein düsteres Bild: "Alle verfügbaren Plätze in der Stadt sind dicht. Das ganze System ist verstopft." Demnach seien sämtliche Einrichtungen, sowie Männer- und Frauenwohnheime der Stadt restlos überfüllt. "Was wir jetzt brauchen, sind konkrete gemeinsame Projekte", erklärte Oberbürgermeister Reiter auf der letzten Versammlung des Regionalen Planungsverbands. Wohnungsamtleiter Stummvoll hofft auf den Bau vieler Ein-Zimmer-Wohnungen. "Wir werden künftig auch ganz kleine Wohnungen bauen", sagte er. Diese könnten auch in den Umlandgemeinden entstehen, was den angespannten Mietmarkt entlasten könnte.